schreibstube

Das Poly-Blog von Helly & Jay

[Donnerstag, 11. Oktober 2007]

Im polyamor-internen Diskurs über Eifersucht plädiere ich gewöhnlich dafür, sie in ihre Bestandteile zu zerlegen: Eifersucht ist kein Gefühl, sondern ein  Sammelbegriff für viele verschiedene Gefühle. Gewöhnlich wird Eifersucht jedoch als „Block“ empfunden — und als etwas, das beargwöhnte Partner nach Kräften zu entkräften haben.

Hier steckt schon das erste Problem: Eifersucht ist Zeichendeutung. Welche Zeichen wie und in welchem Maß gedeutet werden, liegt im Auge der eifersüchtigen Person. Es existiert eine praktisch unbegrenzte Menge potentieller Zeichen, deren Interpretation als Grund für Eifersucht vollständig abhängig ist von der individuellen Befindlichkeit der interpretierenden Person. Weitere Zeichen scheinen als Signale zur Auslösung von Eifersucht allgemeingültiger zu sein, sind dies aber lediglich innnerhalb eines sehr eng begrenzten sozialen und/oder kulturellen Umfelds. Signale, die für Max gar keine sind, sind für Moritz Anlaß für die Mutter aller Szenen.

Erkenntnistheoretisches Problem #1:
Eifersuchtauslösende Signale haben keine verläßliche Entsprechung in der Wirklichkeit und sind abhängig vom Temperament und von der sozialen und kulturellen Herkunft der interpretierenden Person.