schreibstube

Das Poly-Blog von Helly & Jay

[Sonntag, 30. März 2008]

Im Rahmen der These, Eifersucht sei ein evolutionär entwickeltes  Modul, lauten Argumente etwa so: Da Frauen evolutionsgeschichtlich eher den Verlust von Ressourcen und Männer den der Vaterschaft zu fürchten hatten, reagieren Männer stärker auf sexuelle, Frauen stärker auf emotionale „Untreue“.  Christine R. Harris ging der Frage nach, ob das daraus ableitbare Verhalten — Männern müßten eher aufgebracht sein bei sexueller, Frauen bei emotionaler Untreue — sich konform zu dieser Theorie verhält. (Ob die Theorie dieses Verhalten tatsächlich impliziert sowie die Validität bisheriger Studien diskutiert Harris  hier.)

Ihre  Hauptstudie empfehle ich zur Lektüre, und nicht abschrecken lassen von Fremdwörtern und Akronymen (JSIM) oder statistischen Passagen. Harris kommt zu dem Ergebnis, daß die Theorie einer kritischen Überprüfung nicht standhält und Eifersucht sich evolutionsgeschichtlich für beide Geschlechter wahrscheinlich viel  ähnlicher ausformte als angenommen. Was Zweifel an weiteren Annahmen nach sich zieht und auch auf interessante Weise mit  offenen Fragen korrespondiert, die gerade von den brillantesten Kräften in der Evolutionsbiologie gestellt werden. Was nahelegt, daß die Erklärungsprobleme womöglich & wie so oft zustandekommen durch eine Befangenheit der Perspektive — die sich stets nicht nur auf die Interpretation, sondern auch systematisch auf die Beschaffenheit der erhobenen Daten selbst auswirkt.