schreibstube

Das Poly-Blog von Helly & Jay

[Donnerstag, 27. Dezember 2007]

In der Kolumne “The Control Tower” in The Stranger, Seattle, berichtet „Mistress Matisse“ regelmäßig über ihre Erfahrungen mit Polyamorie. Etliche Artikel drehen sich fast schon besessen um Regeln, die ein polyamores Zusammenleben ermöglichen sollen. In  Isn’t That Special attackiert sie — zu Recht, wie ich finde — Spezialregeln wie „Bleib nie über Nacht beim anderen Partner“. Solche Regeln verschieben lediglich die verdächtig-vertraute Symbolik für Besitz und Besonderheit von „mein Partner schläft nur mit mir“ zu „mein Partner bleibt über Nacht nur bei mir“ und führen früher oder später zu exakt denselben Problemen.

Ich würde hinzufügen, daß Poly-Beziehungen keine Regeln haben sollten, die lediglich dem Spezialstatus eines Partners dienen. Regeln sollten dazu dienen, Vertrauen und Sicherheit zu geben. Dazu gehören bei uns zum Beispiel seit jeher eine 24-Stunden-Regel als minimale Ankündigungsfrist, bevor irgendetwas intimes mit jemand „neuem“ passiert; ein Vetorecht unter besonderen Umständen, das über diese 24 Stunden hinaus mehr Zeit zum Diskutieren/Überlegen einräumt (siehe dazu auch  The Veto von Matisse); sowie der freie Informationsfluß über den Flirtpartner gegenüber dem Partner und, fast noch wichtiger, über den Partner gegenüber dem Flirtpartner und zurück: nicht zur Kontrolle, sondern um allen das Gefühl zu geben, immer und überall liebevoll einbezogen zu werden statt ausgeschlossen oder ausgeblendet.