schreibstube

Das Poly-Blog von Helly & Jay

[Donnerstag, 18. Oktober 2007]

Im  ersten Teil wurde festgestellt, daß eifersuchtauslösende Signale keine verläßliche Entsprechung in der Wirklichkeit haben und abhängig sind vom Temperament und von der sozialen und kulturellen Herkunft der interpretierenden Person. Aber ist nicht letztendlich die Interpretation aller Signale abhängig vom individuellen, sozialen und kulturellen Kontext?

Was eifersuchtveranlassende Signale von anderen Signalen unterscheidet ist, daß sie nicht zu dem Zweck gegeben werden, diese Interpretation hervorzurufen. Mehr noch: Sie sind nicht einmal dazu gedacht, überhaupt gegeben zu werden! Tatsächlich sind sie eine Art Signale zweiter Instanz, auf deren Existenz nur geschlossen werden kann durch die Interpretation von Indizien, die in modernen Gerichtssystemen aus guten Gründen als weit weniger beweiskräftig gelten als Aussagen von Zeugen.

Erkenntnistheoretisches Problem #2:
Eifersuchtauslösende Signale sind gar keine „gegebenen Signale“, sondern Konstruktionen, die von Indizien abgeleitet sind. Und für diese Indizien gilt erst recht, was in #1 für die vermeintlichen Signale festgehalten wurde: daß sie keinen verläßlichen und interpretationsunabhängigen Bezug haben zur Wirklichkeit.