Nachrichten folgen Marktgesetzen: Der Erfolg alternativer 
																Beziehungen ist weniger aufsehenerregend und weniger profitabel 
																als deren spektakuläres Scheitern. Gescheiterte Beziehungen 
																lassen sich zudem in klassischer Erzählform 
																darbieten mit Anfang, Mitte, Ende, während den erfolgreichen naturgemäß 
																das Ende für eine „runde“ Story fehlt. Lediglich der traditionelle 
																Märchenschluß böte sich hier an.
																
																Überdies spielen sich viele alternative Lebens- und Beziehungsentwürfe im 
																verborgenen ab, da die dominierenden Kulturen ihnen oft feindselig 
																gegenüberstehen, manchmal bis zu Jobverlust und 
																Kindentzug. Und dort, wo solche Entwürfe offen gelebt werden, ist der 
																kulturelle Widerstand und der soziale Druck häufig mitschuldig am Scheitern.
																
																Von all dem abgesehen jedoch ist eine grundsätzliche Frage ohnehin noch 
																offen: Wieso beweist das Scheitern alternativer Liebesformen 
																das Versagen des Prinzips, während das überwältigend häufige Scheitern monogamer 
																Beziehungen nie am Strukturprinzip, sondern stets „am falschen Partner“ 
																liegt? Genau genommen ließe sich über die Tauglichkeit alternativer Lebens- und 
																Beziehungsformen erst jenseits dieser argumentativen Schieflage sinnvoll diskutieren.