schreibstube

Das Poly-Blog von Helly & Jay

[Freitag, 4. Juli 2008]

Als ich hörte, daß ab nächstem Jahr eine standesamtliche Trauung  keine Voraussetzung mehr sein soll für eine kirchliche, lud ich mental zunächst mal durch, bereit für ein paar Runden rhetorischen Rock’n’Roll. Aber als ich dann näheres darüber las und auch, daß die Kirchen „verhalten“ reagieren, mußte ich wieder absetzten und heftig grinsen.

„Verhalten“, LOL. Zu recht! Ändern tut sich theoretisch nichts, denn kirchliche Trauungen haben auch weiterhin keine rechtliche Bedeutung. Aber es ist ein schönes Signal zur Entkopplung von Staat und Kirche, das unmißverständlich deutlich macht, daß kirchliche Heiratsrituale so viel oder so wenig zivilrechtliches Gewicht haben wie Kindergeburtstage, Vereinsjubiläen oder Faßanstiche. Zwar heißt es im Artikel, daß kirchlich Getraute als „nichteheliche Gemeinschaft“ gelten (gemeint ist vermutlich „eheähnliche Gemeinschaft“, die es aber seit 2006 zugunsten der mehr als zweischneidigen „Bedarfsgemeinschaft“ ebenfalls so nicht mehr gibt). Aber das müßte dann ein brandneues Gesetz sein, denn: die Lebensumstände sind entscheidend, nicht die Zaubersprüche!

Polys mit zeremoniellen Ambitionen stehen mit Buchkultpomp auf Augenhöhe. Das sollten wir nicht nur nicht vergessen, sondern es auch möglichst oft und fröhlich unter geeigneten Umständen erwähnen.